Interessantes zur Sprachentwicklung und Mediennutzung

Sprache ist eine Möglichkeit, sich der Welt zu präsentieren. Kommunikative Funktionen können sich nur entwickeln, wenn eine Person den Wunsch hat, einer anderen etwas mitzuteilen (Sprachproduktion) oder ihr zuhören möchte (Sprachverstehen). Diese Kompetenzen werden nur in der Auseinandersetzung mit anderen Personen erlangt und sind wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeitsausbildung. Mit dem referentiellen oder triangulären Blickkontakt beginnt die Verständigung zwischen Säugling und Erwachsenen. Zwei Personen und ein gemeinsames Objekt des Interesses sind hieran beteiligt. Die Augen-Hand-Koordination aktiviert die Vernetzung beider Gehirnhälften und geschieht vor allem in der Krabbelphase. Überkreuzbewegungen beeinflussen die Integration beider Hirnhälften besonders stark. Sie fördern vernetztes Denken, Konzentrationsfähigkeit und Stressresistenz. Daher ist es besonders wichtig, Säuglinge ausreichend krabbeln zu lassen. Wenn Kinder diese Phase überspringen, kann ihnen das Lernen später Probleme bereiten. Jedes Kind muss sich mit der Gegenstandswelt auseinandersetzen. Um Sprache entwickeln zu können, muss es verlässliche Vorstellungen künftiger, vergangener oder nicht vorhandener Situationen erzeugen können. In einem nächsten Schritt werden diese Vorstellungen in Worte und Sätze umgesetzt. Die sprachliche Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Ich, das Du und einen Gegenstand miteinander verknüpft, also eine Dreiecksbeziehung schafft. Am Ende des ersten Lebensjahres sollte eine solche Verknüpfung gelingen. Wenn das Kind mit fragendem Blick auf Mutter oder Vater schaut, möchte es wissen: „Was meinst du dazu?“. Dieser trianguläre Blick ist die Basis allen Sprachverstehens. Ohne diesen Blickkontakt entwickelt sich die Kommunikation nicht weiter. Ist der natürliche Blickkontakt nur schwach ausgeprägt, sollten Eltern den triangulären Blickkontakt auf jeden Fall trainieren. Hierfür sind Geduld und Konzentration notwendig. Ein nützliches Hilfsmittel ist der Ball, den Sie ihrem Kind zuwerfen.

Wie sich die Mediennutzung auf die Sprachentwicklung auswirkt

Für die gelungene Sprachentwicklung sind Aufmerksamkeit und Mitwirken der ersten Bezugspersonen unverzichtbar. Ob Bildschirmmedien jedoch grundsätzlich schlecht für die Entwicklung von Kleinkindern sind, lässt sich nicht verallgemeinernd sagen. Es kommt immer auf die Charaktereigenschaften des Kindes, das soziale Umfeld und stimulierende Materialien an. Neunmonatige Kinder lernen eine ihnen unbekannte Sprache jedoch nur, wenn sie ihnen im direkten Kontakt vorgesprochen wurde, nicht aber vom Tonband oder durch einen Sprecher im TV. Auch neue Wörter lernen Säuglinge am besten durch direkte Interaktion mit Erwachsenen.
In den ersten Monaten muss das Kind wichtige Entwicklungsaufgaben bewältigen, für die eine stabile Elternbindung notwendig ist. Das wird durch Blicke, körperliche Nähe, Berührungen und Ansprache, also den intensiven Austausch mit den Eltern, erst ermöglicht. Schon im Leben von Babys und Kleinkindern sind Medien allgegenwärtig. Häufig dürfen schon die Kleinsten Smartphone und Tablet der Eltern bedienen. Intensive Mediennutzung hat zwar individuell unterschiedliche Auswirkungen, doch sie beeinträchtigt die Eltern-Kind-Kommunikation. Telefonieren die Eltern beispielsweise ständig, sind sie zwar körperlich anwesend, sind ihrem Kind gegenüber aber nicht aufmerksam genug. Die Signale eines ständig laufenden Fernsehers übertönen häufig die Signale, welche vom Kind ausgehen. Das alles erschwert den Austausch zwischen Kind und Erwachsenen. Den vernünftigen Umgang mit Medien sollten Erwachsene ihren Kindern vorleben. Verzichten Sie beispielsweise auf die auf die Nutzung des Handys bei den Mahlzeiten. Während des Essens sollte auch kein Fernseher dem Hintergrund laufen. Elektronisches Spielzeug wie ein Baby-Tablet haben vor dem Kindergartenalter nichts im Kinderzimmer zu suchen. Auch das eigene Smartphone ist frühestens bei Schuleintritt erforderlich. Ein achtsamer Umgang mit elektronischen Medien kann darüber hinaus späteren Krankheiten vorbeugen.

Was können Eltern zur Förderung der Sprachentwicklung tun?

Sprachliche Fehlentwicklungen sind glücklicherweise veränderbar. Ein Kind mit Sprachproblemen ist nicht krank. Es braucht weder Tabletten noch Operationen. Wichtig sind vor allem Sprach- und Sprechanregungen, die auf seine individuelle Persönlichkeit Rücksicht nehmen. Eltern müssen sich Zeit nehmen und in Ruhe mit ihrem Kind üben. Je früher. Sie Einfluss auf die Sprachentwicklung des Kindes nehmen, desto leichter gelingt fehlerfreies und flüssiges Sprechen. Da es seine Artikulation durch aktives Nachahmen entwickelt, sollten Sie mit Ihrem Kind häufig sprechen. Erklären Sie ihm beim Wickeln, Füttern oder Anziehen, was Sie gerade tun. Wenn Ihr Kind mit Gestik, Mimik oder Brabbeln antwortet, sollten Sie unbedingt lächeln. Ihr Baby nimmt Kontakt mit Ihnen auf, kommuniziert mit Ihnen auf seiner Ebene. Es braucht die positive Rückmeldung, dass seine Kommunikation erfolgreich ist. Ebenso wichtig ist Ihre emotionale Zuwendung. Alle Versuche, sich zu artikulieren, sind für Ihr Kind sehr anstrengend. Sprechen lernen ist Arbeit. Da uns Erfolge am stärksten motivieren, sollten Sie Ihr Baby für seine Sprechversuche belohnen. Um sich sprachlich weiterentwickeln zu können, braucht es auch zusätzlichen Lernstoff. Den liefen Sie durch häufiges Sprechen, Vorlesen und Erzählen. Nach der ersten Phase des Spracherwerbs bildet es seinen Wortschatz aus. Darum ist es wichtig, dass Sie alle Dinge benennen. Geschichten erzählen eröffnet einen weiteren Zugang zur Sprache, denn hier lernt Ihr Kind Wörter, die nicht in seiner Alltagssprache vorkommen.

 

Ein Text des arcanum Team Logopädie Reutlingen.
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